Nur fünf Tage – Interview mit Mimi J. Poppersen

Mimi J. Poppersen Nur fünf Tage „Nur fünf Tage“: Mimis neuester Roman zeigt, dass diese kurze Zeitspanne ausreicht, um das Leben einer gutbürgerlichen Frankfurter Familie komplett umzukrempeln. Nichts ist danach mehr so, wie es war.

 

Lektorat Gaby Hoffmann: Familie Koller hält uns in deinem neuen Roman spiegelbildlich vor Augen, dass wir uns gerne unsere ganz eigene Wahrheit zusammendichten. Und wehe einer kratzt daran, dann fallen wir aus allen Wolken. Sind die Kollers ein Paradebeispiel dafür, dass man sich aus Liebe in die Tasche lügt?

Mimi J. Poppersen: Ja. Familie Koller ist das typische Beispiel der kleinen (oder in dem Roman auch größeren) Lügen, die innerhalb einer Familie entstehen können. Meist sind dies Notlügen, um den anderen nicht zu verletzen oder zu enttäuschen. Oft wird aus diesem Grund die Wahrheit etwas beschönigt, ein unschönes Detail weggelassen oder etwa vor einem Familienfest noch schnell ein langärmeliger Pullover über das neue Tattoo gezogen.

Dies gilt allerdings auch umgekehrt, gerade wenn Eltern ihren erwachsenen Kindern weiterhin ein Vorbild sein wollen und deshalb kleine Schwächen nicht eingestehen können.  

Lektorat Gaby Hoffmann: Du suchst in deinen Büchern den guten Ausgang, nach der Katastrophe entdecken die Protagonisten einen neuen Himmel. Willst du den Lesern ganz bewusst Mut machen, neue Wege zu gehen?

Mimi J. Poppersen: In jedem meiner Bücher steckt eine kleine Botschaft, die Mut machen soll, aus den festgefahrenen oder vorgegebenen Wegen auszubrechen und neue zu suchen. Hierbei spielt das Alter gar keine Rolle. Jeden Tag kann man sein Leben ein bisschen neu gestalten. Wie philosophisch : )

Bei meinen Büchern wähle ich bewusst ein Happy End. Ich finde, das gehört bei humorvollen Frauen- und Familienromanen einfach dazu. Man soll das Buch am Schluss glücklich und zufrieden zur Seite legen.

Lektorat Gaby Hoffmann: Dir gelingt es wahnsinnig gut, Alltagsprobleme und Alltagsmenschen zu unterhaltsamen Episoden zu verknüpfen. Bist du eine brillante Beobachterin?

Mimi J. Poppersen: Ich glaube, jeder Schriftsteller muss ein guter Beobachter sein. Das Schwierige ist, den Film vor dem geistigen Auge dann so in Worte zu fassen, dass es der Leser, der nicht die ganze Geschichte kennt, nachvollziehen kann und, wie in meinen Büchern, es auch lustig findet. Wenn der Roman und die Protagonisten darin Gestalt annehmen, macht das Schreiben besonders viel Spaß!

Lektorat Gaby Hoffmann: Deine Romane pendeln oft zwischen Deutschland und den USA. Sind das deine Lieblingsländer?

foto_Mimi_J_Poppersen_800Mimi J. Poppersen: Ja, auf jeden Fall. Ich bin in beiden Ländern zu Hause. Seit über zehn Jahren lebe ich etwa neun Monate im Jahr in Kalifornien, in der Nähe von San Francisco, den Rest des Jahres in meiner Heimatstadt Heidelberg. Dazu reise ich unheimlich gerne. Beide Länder haben ihren Reiz und sind sehr unterschiedlich. Ich finde, es macht Spaß, bei Romanen in andere Welten entführt zu werden, daher spielen viele meiner Geschichten in den USA beziehungsweise in Kalifornien.

Lektorat Gaby Hoffmann: Du veröffentlichst deine Romane in einer beeindruckenden Zeitdichte. Schreibst du jeden Tag acht Stunden am Stück?

Mimi J. Poppersen: Ich versuche, jeden Tag so viel zu schreiben wie möglich. Meist sind das vier bis fünf Stunden. Oft schreibe ich auch am Wochenende. Wenn sich ein Buch dem Ende zuneigt, kann ich es selber kaum erwarten, bis es fertig ist und sitze oft schon um 5 Uhr morgens am Computer.

Manchmal träume ich auch von dem Fortgang einer Geschichte oder habe eine zündende Idee mitten in der Nacht, die ich dann mit Taschenlampe und Bleistift bewaffnet schnell aufschreibe.

Lektorat Gaby Hoffmann: Gibt es schon ein neues Projekt, über das du etwas verraten kannst?

Mimi J. Poppersen: Ich habe viele Projekte im Kopf. Nebenbei schreibe ich an meinem nächsten Thriller unter meinem richtigen Namen, den ich zu etwa einem Drittel fertig habe. Auch ein Kinderbuch ist in Planung.

Das nächste Buch von Mimi J. Poppersen wird „Ehemann über Bord“ heißen. Der Titel verrät schon den Beginn der Geschichte. Etwas, das zwei beste Freundinnen lange geplant haben. Dann kommt aber alles, wie so oft, völlig anders als erwartet. Es soll wieder ein humorvoller Roman mit etwas Spannung werden.

Das Interview führte Gaby Hoffmann im April 2016. “Nur fünf Tage” wurde durch die Media-Agentur Gaby Hoffmann Korrektur gelesen. Die Rechte an den verwendeten Fotos liegen bei Mimi J. Poppersen.